Wohnungsnot und Klimaziele

In Deutschland fehlt Wohnraum. Obwohl hier jährlich einige hunderttausend Quadratmeter Handelsfläche, mehrere Millionen Quadratmeter Büros und an die 300.000 Wohnungen neu gebaut werden, ist es v.a. in den Ballungsräumen äußerst schwierig, adäquaten Wohnraum zu finden. Grund dafür ist u.a., dass ähnlich viele Menschen immer mehr Platz benötigen (2024 durchschnittlich 49,2 m² pro Person, vgl.1991: 34,9 m²). Sehr anschaulich wird das beispielsweise an der Belegung der Einzelhäuser: In der Bundesrepublik sind über 80% aller Wohnhäuser Einzelhäuser (und über 50% der Wohneinheiten). Mehr als die Hälfte dieser Einfamilienhäuser werden aktuell aber nur von ein oder zwei Personen bewohnt (nach Auszug der Kinder bleiben die Eltern im Haus, auch nach Trennung oder Tod eines Ehepartners wird oft am Verbleiben im großen Eigenheim festgehalten). Je älter die Bewohner werden, desto weniger Räume werden tatsächlich im Haus genutzt.

Um dem Wohnungsmangel zu begegnen, setzen sich Bundes- und Landesregierungen regelmäßig hohe Ziele für den Bau von neuen Wohneinheiten. Derartige Ziele werden zwar regelmäßig verfehlt, trotzdem hat jedes neu gebaute Gebäude einen starken Einfluss auf unsere Klimabilanz. Schon allein die Herstellung von „nur“ 300.000 neuen Wohnungen bedeutet einen Ausstoß von ca. 74 Mio. Tonnen CO2, was ca. 12 % des aktuellen jährlichen Gesamtausstoßes der Bundesrepublik entspricht. Es wird also deutlich, dass das Erreichen unserer Klimaziele (klimaneutral bis 2045) und anderer Ziele wie Reduktion der Versiegelung mit derart massivem Neubau schier unmöglich wird. Deshalb müssen wir kreativere Lösungen finden, um dem Wohnnotstand zu begegnen. Diese müssen im Bestand ansetzen und so Fläche, Ressourcen und CO2-Emmissionen einsparen.

Quellen: Prof Thomas Auer, TU München, our.house, Destatis 2021 und Prof. Daniel Fuhrhop, „Verbietet das Bauen“